Barack Obama und Joe Biden

Kaum zu glauben, trotzdem wahr: Donald Trump ist erst seit knapp sieben Monaten Staatschef der USA. Die nächste Präsidentschaftswahl liegt also noch in weiter Ferne; geplant ist sie für den 3. November 2020. Viele Amerikaner dürften den Tag herbeisehnen: Die Zustimmungswerte des oft erratisch agierenden Präsidenten sind durch die Russland-Affäre noch einmal stark gesunken.

Die Demokraten um Parteichef Tom Perez träumen bereits davon, 2018 den Kongress zurückzugewinnen. Zwei Jahre später soll Trump dann als Präsident abgelöst werden. Die Schmach von Hillary Clintons unerwarteter Niederlage bei der Wahl im vergangenen Jahr wäre damit – zumindest ein Stück weit – vergessen.

Doch wer könnte für die Demokraten 2020 antreten? Oprah Winfrey? Die TV-Magnatin will nicht. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg? Schwer vorstellbar. Disney-Chef Bob Iger? Bislang nur ein Hollywood-Gerücht. Klar ist: Trumps Sieg hat die US-Politik verändert. Politische Erfahrung muss nicht immer ein Vorteil. In drei Jahren könnte sie jedoch wieder hoch im Kurs stehen.

Hier die aktuellen Favoriten der demokratischen Partei:

Joe Biden: Der stets loyale Stellvertreter von Ex-Präsident Barack Obama äußert sich regelmäßig zur tagesaktuellen Politik. Biden ist an der demokratischen Basis extrem populär. Viele Anhänger drängten ihn im vergangenen Jahr zu einer Präsidentschaftskandidatur. Doch Biden lehnte ab – er wollte Clinton nicht in die Parade fahren. Im Juni gründete er das Political Action Committee „American Possibilities'“. Ein erster Schritt hin zu einer Kandidatur? Gut möglich, dass Biden das aktuell selbst nicht weiß. Größter Nachteil: Am Wahltag wäre Obamas „Bro“ 77 Jahre alt.

Tweet von Joe Biden

Tweet von Joe Biden

Bernie Sanders: Er wäre für die Demokraten gern in die Schlacht gegen Trump gezogen. Doch im Vorwahlkampf musste sich Sanders knapp Clinton geschlagen geben. Der Senator aus Vermont konnte durch seine Authentizität viele Sympathien gewinnen. Der 75-Jährige zählt zu den schärfsten Kritikern des Staatschefs. Sanders bezeichnet sich als „demokratischen Sozialisten“, was in weiten Teilen der USA als politisches Todesurteil gilt. Konventionen sind ihm egal. Mit fast 80 Jahren noch einmal Präsidentschaftskandidat werden? Sanders ist alles zuzutrauen.

Terry McAuliffe: Seit 2014 ist McAuliffe Gouverneur des Bundesstaats Virginia. Dem 60-Jährigen werden große Ambitionen auf eine Kandidatur im Jahr 2020 nachgesagt. Als Parteichef der Demokraten (2001 bis 2005) konnte er sich ein beeindruckendes Netzwerk aufbauen. McAuliffe gilt als gewiefter Taktiker, der die Regeln des politischen Spiels kennt. Im Kampf gegen den unberechenbaren Trump wäre das ein Vorteil. McAuliffes größter Nachteil: Er gilt als Vertrauter von Bill und Hillary Clinton. Nicht die beste Voraussetzung, um eine Präsidentschaftswahl zu gewinnen.

Kirsten Gillibrand: Mit vier Buchstaben hat sich die New Yorker Senatorin zuletzt eine große mediale Aufmerksamkeit verschafft: F, U, C und K. Am 9. Juni hielt Gillibrand in der Universität von New York eine Rede. Das Thema: Donald Trump. Die 50-Jährige ging dabei auch auf die Versprechungen des Republikaners im Wahlkampf ein und fragte, ob er diese gehalten habe. Ihre Antwort: „fuck no“. Viele Konservative waren empört.

Doch der Mini-Skandal bedeutet keine Gefahr für die ehrgeizige Gillibrand. Sie hat sich längst eine solide Machtbasis geschaffen und gilt nicht nur für die „New York Times“ als potenzielle Präsidentschaftskandidatin für das Jahr 2020. Erst Clinton, dann Gillibrand? Das gab es schon einmal: 2009 übernahm die damalige Kongressabgeordnete den Sitz der frisch ernannten Außenministerin im Senat.

Mark Cuban: Self-Made-Milliardär, Reality-TV-Star und NBA-Team-Besitzer: Diese Kombination entspricht eher nicht dem typischen Profil eines Politikers. Das will Cuban aber auch gar nicht sein. Der 58-Jährige wandelt mit seiner Biographie in Trumps Fußstapfen, inszeniert sich jedoch als smarter, authentischer und gut aussehender Geschäftsmann.

Im vergangenen Jahr unterstützte der „Shark Tank„-Juror im Wahlkampf Hillary Clinton.

Das bedeutet jedoch nicht, dass der Dallas-Mavericks-Chef in drei Jahren für die Demokraten antritt. Cuban könnte auch als unabhängiger Kandidat sein Glück versuchen; seine Erfolgschancen dürfte das schmälern. Im März sagte er in einem CNN-Interview: „Ich will {zu einer Kandidatur} nicht ‚Nein‘ sagen. Es ist aber nicht mein Traum, Präsident der USA zu sein.“ Ein Politprofi hätte nicht besser antworten können.

Rahm Emanuel: Der 57-Jährige war zwei Jahre lang einer von Obamas wichtigsten Mitarbeitern. Von 2008 bis 2010 fungierte Emanuel als Stabschef im Weißen Haus. Der Bürgermeister von Chicago weiß, wie das Washingtoner System funktioniert und was er tun muss, um seine Ziele zu erreichen. Unvergessen: 2010 soll es zwischen Emanuel und dem damaligen Abgeordneten Eric Massa in einem Fitnessstudio des US-Kongresses gekracht haben. Der Stabschef des Präsidenten war offenbar so wütend über Massas innerparteilichen Widerstand gegen Obamas Gesundheitsreform, dass er in der Dusche die Contenance verlor. Emanuels Nachteil: Chicagos Ruf als brutale und heruntergewirtschaftete Metropole.

Elizabeth Warren: Die Senatorin aus Massachusetts bildet mit Bernie Sanders den Kern der linken Fraktion der demokratischen Partei. Viele Anhänger drängten Warren zu einer Kandidatur im vergangenen Jahr. Doch die Finanz- und Wirtschaftsexpertin entschied sich – wenn auch spät – dafür, Clinton zu unterstützen. Warren galt als potenzielle Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten; am Ende wurde es der oft farblose Tim Kaine.

Im Februar machte die 67-Jährige mit einem Facebook-Video landesweit auf sich aufmerksam. Während der Nominierungsanhörung für den US-Justizminister im Senat wollte Warren aus einem Brief von Martin Luther Kings Ehefrau Coretta Scott vorlesen. Die Republikaner verhinderten es. Die Demokratin konterte, las den Brief vor dem Senatssaal vor und erreichte via Facebook ein Millionenpublikum. Das Resultat: ein eigenes Meme („she persisted“).

Facebook Elizabeth Warren

Elizabeth Warrens Facebook-Video

Warren und Sanders sind vor allem bei jungen Amerikanern beliebt. Die Partei ist auf diese Wählergruppe angewiesen. Klar ist aber auch: Ein zu stark nach links gerichtetes Programm ist in den USA kaum mehrheitsfähig.

Kamala Harris: „Ist Kamala Harris der nächste Barack Obama?“, fragte die „Washington Post“ im Jahr 2015. Die heute 52-Jährige hat eine steile politische Karriere hinter sich und lässt viele Demokraten träumen. Harris war Justizminister und Generalstaatsanwältin in Kalifornien, bevor ihr im November vergangenen Jahres der Sprung in den Senat gelang. Ihre Rede am Wahlabend fand landesweit Beachtung. Während den Befragungen durch den Geheimdienstausschuss des Senats zu einer russischen Beeinflussung der US-Wahl 2016 trat Harris so energisch auf, dass sie von Republikanern mehrmals unterbrochen wurde.

Fakt ist: Harris ist ein „Rising Star„. Sie ist die erste schwarze Senatorin aus Kalifornien und erst die zweite schwarze Senatorin insgesamt. Gleichzeitig ist sie – aufgrund der Abstammung ihrer Mutter – die erste mit indischen Wurzeln. Obama beschrieb sie 2013 als „brillant, engagiert und hart“. Außerdem sei sie die „schönste Generalstaatsanwältin des Landes“. Dafür musste der damalige Präsident viel Kritik einstecken. Harris reagierte gelassen und nahm Obamas Entschuldigung an.

Cory Booker: Schwarz, jung und außerordentlich online-affin: Geht es um die Zukunft der Demokraten, fällt seit Jahren regelmäßig Bookers Name. Der Senator aus New Jersey hat sich seine Bekanntheit hart erarbeitet. (Unter anderem spielte er die Hauptrolle in der politischen Dokumentation „Street Fight„.) Kurz zur Erinnerung: 2012 rettet der damalige Bürgermeister von Newark eine Nachbarin aus einem brennenden Haus. Mehr geht nicht, oder? Doch. Politisch blieb der 48-Jährige bislang nämlich blass. Im Januar schloss Booker eine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2020 aus. Das muss nicht viel heißen – vor allem nicht für das Amt des Vizepräsidenten.

Julián und Joaquin Castro: Die Castro-Zwillingsbrüder gelten als die vielleicht größte Zukunftshoffnung der Demokraten. Die beiden 42-Jährigen können bereits auf steile politische Karrieren zurückblicken: Julián Castro war fünf Jahre lang Bürgermeister der texanischen Stadt San Antonio. 2014 wechselte er als Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung ins Kabinett von Präsident Obama. Er galt lange Zeit als Favorit für den Posten von Hillary Clintons Vizepräsidentschaftskandidat. Nach Trumps Wahlsieg kehrte Castro nach Texas zurück. 2020 könnte seine Stunde schlagen.

Julián Castro Twitter

Julián Castros letzter Tweet als Minister

Sein Bruder Joaquin ist weiterhin in der Hauptstadt aktiv: Er vertritt als Abgeordneter im Repräsentantenhaus den 20. Wahlbezirk von Texas. Im kommenden Jahr hätte Castro den republikanischen Senator Ted Cruz herausfordern können; Castro lehnte jedoch ab.

Mit seinem Bruder verfolgt er ein ehrgeiziges Ziel: Gemeinsam wollen sie Texas in einen „blauen“ sprich demokratischen Bundesstaat umwandeln. Die sich verändernde demographische Situation dürfte ihnen helfen. Immer mehr Latinos leben und arbeiten in Texas. Die Castro-Brüder sind durch ihre mexikanischem Wurzeln bei diesen Wählern besonders beliebt.

Credit: White House/Pete Souza @ Flickr

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