2018 Donald Trump

Patriots vs. Eagles: Die politische Dimension des Super Bowls

Heute Abend steigt das wohl größte Spektakel im US-Sport: Im 52. Super Bowl der NFL treffen die Vorjahressieger der New England Patriots gegen die Eagles aus Philadelphia. Im ganzen Land werden BBQs veranstaltet, die Bars werden aus allen Nähten platzen. Ein Großteil der Amerikaner wird heute bei Bier und Burgern über nichts anderes reden. Vielleicht noch über die besten Werbespots in der Halbzeit oder das Duett zwischen Justin Timberlake und Prince, der leider wohl als Hologramm wieder aus dem Grab auf die Bühne geholt werden soll.

Man könnte also meinen, heute hat die Politik mal Pause, der Sport übernimmt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Präsidentschaft von Donald Trump und die Zerrissenheit der amerikanischen Nation wird auch vor diesem Mega-Event keinen Halt machen. Denn der Konflikt zwischen dem Weißen Haus, zwischen Donald Trump und seinem Vize schwelt schon die ganze Saison über.

Was war passiert?

Im August 2016 startete der Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, seinen mit den Black Lives Matter-Protesten verbundenen Boykott der Nationalhymne. Wer in den USA beim Ertönen (die wirklich zu jeder Gelegenheit ertönt) nicht kerzengrade mit Hand auf dem Herz patriotisch in den Himmel starrt, der wird direkt als Vaterlandsverräter verwünscht. Und aufgefordert, das Land so schnell zu verlassen (so Donald Trump, der sich natürlich bereits direkt im August 2016 einschaltete) – so wie Kapernick, der sich weiterhin hinkniete. Weitere Sportler aus der NFL und anderen Sportarten schlossen sich an. Fans verbrannten Trikots. Kaepernick bekam Toodesdrohungen. Und wurde im im land of the free and home of the brave aus der NFL rausgebootet: kein Team gab ihm mehr einen Vertrag. Die Patriotic Correctness ist halt in den USA immer noch viel mächtiger als jede Political Correctness, über die ja so gerne rumgejammert wird.

In der aktuellen Saison geht es weiter: Trump instrumentalisiert das Thema, attackiert via Spieler via Twitter – und mobilisiert so seine Anhänger, die eine große Schnittmenge mit dem durchschnittlichen NFL-Fan haben: hauptsächlich weiße Typen, die gerne Budweiser trinken, immer eine Waffe im Umkreis von 5 Metern liegen haben und Flagge und Hymne für heilig halten (ein ganz bisschen überspitzt beschrieben). Grundsätzlich sind Trumps‘ Anhänger ja für ein bisschen stumpfen Hurra-Patriotismus immer zu begeistern, das weiß der Präsident – und bedient diesen Impuls auf Twitter.

Und auch sein Vize Mike Pence wurde aktiv: Er verlies im Oktober ein NFL-Spiel, bei dem Spieler protestierten, vor dem Anpfiff. Roland Koch wäre ob des Kalküls sehr stolz auf ihn, auch wenn bei Pence die emotionale Empörung immer zu kurz kommt.

Beim aktuellen Super Bowl trifft jetzt das erklärte Lieblingsteam von Trump, die Patriots (macht ja auch Sinn bei dem Teamnamen) auf die Philadelphia Eagles. Die drei prägenden Figuren der Patriots, haben enge Verbindungen ins aktuelle Weiße Haus: Quarterback und NFL-MVP Tom Brady ist mit Trump seit langer Zeit befreundet (auch wenn sich das Verhältnis in den letzten Monaten wohl abgekühlt hat) und lief während des Wahlkampfs auch schon mal mit einer Make America Great Again-Mütze rum, Team-Besitzer Robert Kraft (der zur Amtseinführung von Trump 1 Million spendierte) und Coach Bill Belichick sind es ebenso seit langer Zeit.

Die Eagles auf der anderen Seite sind vom Besitzer hin zu den Spielern politisch eher progessiv, sozial engagiert, viele Spieler sind Aktivisten – und Teil des Protests. Und sie haben sich von Trumps verbalen Attacken und Eskapaden sicher angesprochen gefühlt. Sollten sie den Super Bowl dieses Jahr gewinnen, dann wird es wohl nichts mit dem traditionellen Besuch des Gewinnerteams im Weißen Haus (sogar bei den Patriots blieben im letzten mehr als 10 Spieler dem Händeschütteln mit Trump fern). Für Football interessiere ich mich eigentlich nicht – ich gucke mir aber morgen früh direkt mal den Twitter-Feed von Donald Trump an. Da sollte alles drin stehen.

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