2012 Democrats Obama Republicans Wahlkampf

Ein Zauberer ohne Magie

Im Angriffsmodus war Barack Obama bereits seit einigen Wochen. Am Samstag hat der US-Präsident auch ganz offiziell seinen Wahlkampf eröffnet. Mit Auftritten in den beiden „Swing States“ Ohio und Virgina wollte Obama klar machen, warum ihn die Wähler am 6. November für weitere vier Jahre ins Weiße Haus wählen sollen. Gelungen ist ihm das nur teilweise.

Betrachtet man Obamas Auftritte genauer – die Reden an der Ohio-State-Universität in Columbus und an der Virginia-Commonwealth-Universität in Richmond glichen sich fast aufs Wort – fällt auf, dass die positive Stimmung aus dem Jahr 2008 verschwunden ist.

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Stattdessen arbeitete sich Obama, stets vorgestellt von seiner Frau Michelle, an zahlreichen Stellen an seinem designierten Herausforderer, dem Republikaner Mitt Romney ab. Dieser sei der Ansicht, dass es Amerika dann gut gehe, wenn es Konzernen und reichen Unternehmern wie eben Romney auch gut gehe. Das jedoch sei eine falsche Annahme. „Gouverneur Romney scheint das nicht zu verstehen“, sagte Obama. Wie in den vergangenen Wochen auch, versuchte sich der Demokrat, als Beschützer der Mittelklasse zu präsentieren. Ein „make-or-break“-Moment sei die Wahl, ein Alles-oder-Nichts-Moment. Nur Obama selbst könne den wirtschaftlichen Aufschwung in den USA vorantreiben – und weiter für ärmere Amerikaner kämpfen.

Besonders starken Applaus erhielt der Demokrat, als er Romney wegen dessen umstrittenen Plans, Studentenkredite zu kürzen, angriff. Als Präsident wolle er sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass alle Amerikaner studieren könnten, „und nicht nur die, die reiche Eltern haben“. Obama setzt damit seine Charmeoffensive bei jungen Amerikanern fort. Jüngst hatte er seine Forderungen medienwirksam mit einem „slow-jam“-Auftritt bei dem Late-Night-Talker Jimmy Fallon unterstrichen. An der Ohio-State-Universität musste der 50-Jährige jedoch eine herbe Enttäuschung erleben: Der Webseite „Politico“ zufolge, blieben dort rund 4000 Stühle frei.

Obama gab sein Bestes, die magische Wechselstimmung aus dem Wahljahr 2008 aufkommen zu lassen. In seinen Reden unterstrich er: „Wenn Euch jemand fragt, worum es in dieser Kampagne geht, dann antwortet: immer noch um Hoffnung, immer noch um Wandel.“ Ein dürftiges Fazit von vier Amtsjahren. Es überrascht daher auch nicht, dass sich die Obama-Kampagne als vermeintlich neuen Slogan für das Wahljahr lediglich ein Wort ausgesucht hat: „Forward“, zu Deutsch: „Vorwärts“.

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Was also bleibt von Obamas Kampagnenstart, den die „New York Times“ als Auftritt eines alternden Rockstars beschreibt? Der Präsident hat noch immer Probleme, seine Basis zu mobilisieren. In aktuellen Umfragen liefert er sich mit Romney ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ein großes Ziel, eine große Idee, fehlt der Kampagne noch. Ein einfaches Weiter-so wird die Mittelschicht kaum davon überzeugen, Anfang November ihr Kreuz bei Obama zu machen. Mitt Romney wird seinen auf Wirtschaftsthemen ausgelegten Wahlkampf weiter forcieren und den Präsidenten dort angreifen, wo es am schmerzhaftesten für ihn ist: bei den immer noch hohen Arbeitslosenzahlen.

Doch der Republikaner weiß auch: Sechs Monate sind in einem Wahljahr eine lange Zeit, eine gefühlte Ewigkeit. Obamas Wahlkampfkasse ist prall gefüllt, und die Kampagne um Leiter Jim Messina hat gerade erst damit begonnen, Fahrt aufzunehmen. Und Obama selbst? Noch hat er die Magie aus dem Jahr 2008 nicht wiedergefunden. Ein Zauberer aber, der die Massen mit seinem rhetorischen Geschick in seinen Bann ziehen kann, das bleibt er.

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