Name vorne, starker Begriff hinten: Donald Trumps Sprache hat einen einfachen Code.

Donald Trumps sagenhafter Aufstieg geht weiter. Bei der jüngsten Runde der Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner hat Trump in den Bundesstaaten Michigan, Mississippi und Hawaii gewonnen (hier der aktuelle Stand der Delegiertenzahl). Ted Cruz, Trumps größter Rivale, konnte lediglich in Idaho triumphieren. Marco Rubio, Hoffnungsträger des Partei-Establishments, schaffte es erneut nicht, die Wähler zu überzeugen. Seiner Kampagne droht vor den wohl entscheidenden Vorwahlen am 15. März das Aus.

Trumps Erfolg gibt Rätsel auf – trotz der zahlreichen Analysen, die jüngst erschienen sind. Klar ist, dass der 69-Jährige verstanden hat, den Aufstand an der Basis der Republikaner für seine Zwecke zu nutzen. Trump setzt auf weiße und weniger gut gebildete Amerikaner, deren Lebensumstände sich in den vergangenen Jahren verschlechtert haben. Sie wollen vor allem eines: einen einfachen Plan, der die USA in eine Zeit zurückversetzt, in der das Land mehrheitlich weiß war und nicht gegen die oft schmerzhaften Folgen der Globalisierung kämpfen musste. All das drückt Trumps historisch bewährtes Kampagnenmotto „Make America great again“ („Amerika wieder groß machen“) aus.

Der Immobilien-Milliardär weiß, dass dieses Amerika, von dem seine Anhänger träumen, längst Geschichte ist. Die US-Gesellschaft wird bunter und die Globalisierung lässt sich nicht zurückdrehen. Die Wut und die Enttäuschung der Amerikaner werden dadurch nicht kleiner. Und genau darauf setzt Trump in seinem Wahlkampf. Seine Sprache ist dabei seine wohl wichtigste Waffe.

„Sie spielt eine entscheidende Rolle. Donald Trump benutzt eine Sprache, die niemand zuvor im politischen Alltag benutzt hat“, so der ehemalige Redenschreiber Barton Swaim jüngst in einem lesenswerten Interview der „Süddeutschen Zeitung“.

Swaim sagte, dass die Reden der meisten Politiker inhaltlich schwach und voller Floskeln seien. Das wichtigste Ziel der Kandidaten sei es, sichere Reden zu halten, die Gegnern keine Möglichkeiten böten, Schwachstellen oder Fehler zu finden. Die Authentizität bleibe bei so viel sprachlichem Geschwurbel auf auf der Strecke. „Bei Trump sind alle Sätze sehr kurz und pointiert“, so Swaim.

Gaga-Auftritte und bizarre Repliken

Die Erkenntnis ist nicht neu. Im Oktober vergangenen Jahres fand die Tageszeitung „The Boston Globe“ heraus, dass Trump von allen Präsidentschaftskandidaten die einfachste Sprache benutzt. Trumps Reden sind so aufgebaut, dass selbst Viertklässler sie verstehen können. Zum Vergleich: Cruz‘ und Rubios Aussagen haben das Wissensniveau von Achtklässlern als Grundlage.

Der Amerikaner Evan Puschak wollte es genauer wissen. Er analysierte Trumps Rhetorik durch einen Auftritt bei Latenight-Talker Jimmy Kimmel. Wichtigstes Ergebnis: Trump gelingt es durch teils skurrile Satzkonstruktionen, den stärksten Begriff oft ans Satzende zu stellen. Hier das komplette YouTube-Video:

Der Trumps Sprachcode ist also entschlüsselt. Schadet ihm das? Die jüngsten Ergebnisse lassen das Gegenteil vermuten. Trump siegt weiter – und muss sich über die Attacken seiner Gegner und von Parteigrößen wie Mitt Romney und John McCain offenbar keine Sorgen machen. Die Repliken des republikanischen Frontrunner nehmen mittlerweile teils bizarre Formen an.

Barton Swaim zufolge machen Trumps Gaga-Auftritte in diesem Jahr offenbar den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus. „Viele Leute finden seine Rhetorik erfrischend. Ich mag ihn nicht als Kandidaten, aber ich kann verstehen, warum er die Leute fasziniert. Um ehrlich zu sein: Ich muss bei seinen Reden oft laut lachen. Und als Autor weiß ich: Wer jemanden zum Lachen bringt, dem gehört die Sympathie des Zuhörers.“

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