2012

I have seen the enemy and they is us ::: Attentat in Arizona

Für viele demokratische Politiker ist es ja mittlerweile normal geworden, auf öffentlichen Veranstaltungen angefeindet und angeschrien zu werden. Nachdem die Kongressabgeordnete Gabrielle Gifford aus Arizona im letzten Jahr die Gesundheitsreform der Obama Administration unterstützt hat, wurde ihr Büro ein paar Stunden nach Verabschiedung der Reform auch prompt verwüstet.

Heute wurde es aber alles noch schlimmer: Bei einer Veranstaltung der Demokratin wurden mit einer automatischen Waffe Menschen niedergemäht, es gab mehrere Tote und Verletzte, Gifford selbst wurde in den Kopf geschossen und liegt momentan mit kritischen Verletzungen auf der Intensivstation.

Jetzt stellt dich die Frage nach den Motiven des Täters. In den Köpfen vieler liberaler Amerikaner kristallisiert sich vor allem eine Schuldige momentan heraus: In ihrer unbedachten Art und Weise hatte Sarah Palin Gifford für ihre Unterstützung der Gesundheitsreform vor einigen Monaten ins Fadenkreuz genommen und alle amerikanischen Patrioten zum „Nachladen“ aufgefordert:

Die oben gezeigte Map mit den Fadenkreuzen hat sie kurz nach den Schüssen auf Gifford natürlich von ihrer Seite genommen. Aber Bild und Sprache von Palin triefen natürlich voll subtiler Agressivität, und das in einem Land, wo eigentlich Jeder irgendwie an Handfeuerwaffen kommen kann. Der für für das County zuständige Sheriff, in dem das Attentat passierte, prangerte ebendiese Rhetorik an:

„When you look at unbalanced people, how they respond to the vitriol that comes out of certain mouths about tearing down the government. The anger, the hatred, the bigotry that goes on in this country is getting to be outrageous. And, unfortunately, Arizona I think has become sort of the capital. We have become the Mecca for prejudice and bigotry.

„It’s not unusual for all public officials to get threats constantly, myself included. And that’s the sad thing of what’s going on in America. Pretty soon, we’re not going to be able to find reasonable, decent people who are willing to subject themselves to serve in public office.“

Natürlich können bisher nur Mutmassungen zu den Motiven des Täters angestellt werden – aber die gibt es zuhauf. Die liberale Blogosphäre ist überzeugt, dass Palin Beck, Limbaugh und grade diese harsche und hasserfüllte Rhetorik der amerikanischen Rechten einen erheblichen Anteil zur Tat beigetragen hat. Die rechte Blogosphäre verwehrt sich dagegegen und verweist unter anderem darauf, dass der Täter das „Communist Manifesto“ gelesen hat und von ehemaligen Mitschülern als „left-wing“ bezeichnet wird.

Die gegenseitigen Schuldzuweisungen auf Facebook und Twitter kritisieren oftmals die vergiftete Atmosphäre in den USA, befeueren sie aber gleichzeitig auch wieder, indem sie nur der anderen Seite die Schuld geben und abermals in diese Rhetorik verfallen, um daraus politischen Nutzen zu ziehen. In den nächsten Tagen werden wir wahrscheinlich mehr über den Täter und seine Gedankenwelt rausfinden, den politischen Diskurs wird die Tat aber nicht verändern.

Ich hoffe aber, dass es bei einigen ein Umdenken bezüglich ihrer Einstellung zu strikteren Waffengesetzen geben wird. Denn es kann einfach nicht sein, dass in den meisten Bundesstaaten fast Jeder ohne Probleme jede Art von Handfeuerwaffen kaufen und besitzen kann. Vielleicht wird nach dieser Tat auch Gifford (ich hoffe, dass sie dieses Attentat überlebt), die ihre Haltung ändern, denn sie hat bisher jede Form von Gun Control strikt abgelehnt.

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