Republicans

Mama Grizzly’s Party

Bis vor wenigen Wochen Tagen war Brian Murphy politisch ein unbeschriebenes Blatt, er war nur ein krasser Außenseiter im Rennen um den Gouverneursposten in Maryland. Seitdem Sarah Palin ihn jedoch als ihren „common sense conservative“ Kandidaten ausgerufen hat, ist der 33-jährige Geschäftsmann auch über die Grenzen Marylands bekannt. Nützen wird ihm das Endorsement wahrscheinlich wenig, Maryland ist ein eher liberaler, von den Demokraten dominierter Bundesstaat. Und sein Konkurrent in der republikanischen Primaries, Robert L. Ehrlich, hat daher auch bei republikanischen Wählern klar den Kopf vorne, trotzdem wird Murphy bei den Primiaris am kommenden Dienstag sicherlich einen Achtungserfolg erringen.

Das Rennen in Maryland markierte aber auf jeden Fall ein weiteres Rennen, in das Sarah Palin mit ihren wilden Endorsements einmarschiert. Und so versucht, sich als Übermama Grizzly der GOP zu positionieren, die Kandidaten in der GOP mit ein paar Worten zum Sieg leiten kann. Und meistens sind dies Kandidaten wie Murphy, in ihren Worten „a pro-life, pro-Second Amendment common-sense conservative and a firm believer in the free market and the cause for energy independence.“ Und im Zweifel haben sich die von ihr herausgepickten Kandidaten immer „Tea Party“ dick auf die Stirn tätowiert – und sind zudem oftmals weiblich, wie Carly Fiorina, die sich in Kalifornien durchsetzte, oder Nikki Haley, die nach Palins Endorsement aus dem Stand die Primaries in South Carolina gewann.

Palins Strategie, die GOP durch ihre Endorsements und ihr genehme Kandidaten so weit wie möglich nach rechts zu schieben, hat zumindest bis Anfang August sehr gut funktioniert, in 10 von 14 Vorwahlen konnten sich ihre Kandidaten durchsetzen, oftmals als absolute Neulinge im Politbetrieb, die getragen von Tea Party Aktivisten die vom lokalen GOP Establishment unterstützten Kandidaten aus dem Rennen gekegelt haben. Ein Endorsement von Palin bedeutet in der diesjährigen Primary Season bisher mehr als ein Endorsement von Barack Obama, der sich ob seiner Umfragewerte auch vornehm zurück hält. Newsweek, Time und Co. riefen Palin daher auch schnell als die Gewinnerin der Primaries aus.

Wenn man sich ihre einzelnen Endorsements anguckt, fällt auf, dass sie nicht immer blind dem lokalen Tea Party Kandidaten via Facebook und Twitter die Daumen drückte, sondern durchaus Allianzen innerhalb der GOP schmiedet, die ihr bei den Präsidentschaftswahlen der Republikaner von Nutzen sein können. So setzte sie in Iowa nicht auf den evangelikalen Tea Partier Bob Vander Plaats, sondern sprach sich für den moderaten Terry Branstead aus (der davon selber überrascht war) – ganz einfach weil Vander Plaats weder gegen Branstead noch gegen den demokratischen Kandidaten für den Posten des Gouverneurs eine Chance hat. Und da in Iowa in den Presidential Primaries immer die erste Station ist, kann es aus ihrer Sicht nicht schaden, sich dort mächtige Verbündete zu suchen. Das dahinter sogar sowas wie eine Strategie steckt, glaubt sogar Ed Kilgore von fivethirtyeight.com.

Dann folgte jedoch eine kurze Durststrecke und ihr Ruf als „Queenmakerin“ (bzw. „Kingmakerin“) der Republikaner erhielt einen Dämpfer. Denn kurz nacheinander konnten sich alle vier von ihr unterstützen Mama Grizzlies – Cecile Bledsoe in Arkansas, Angela McGlowan in Mississippi, Cecilia Heil in Tennesse, Karen Handel in Georgia – in den parteiinternen Primaries nicht durchsetzen. Dafür gewannen Mitte und Ende August wieder die von ihr unterstützen Kandidaten in Arizona und Florida.

Die Washingotn Post hat den praktischen und übersichtlichen „Palin Endorsement Tracker“ ins Netz gestellt. Ihre momentane Bilanz: In 20 von 30 Rennen konnten sich die von ihre protegierten bzw. unterstützen Kandidaten durchsetzen. Der Tracker zeigt auch, wie sehr sie ihre Unterstützung aufteilt: von 43 Endorsements gingen immerhin 19 an Kandidaten, die die Washington Post dem Party Establishment der GOP zurechnet.

Am kommenden Dienstag geht die Primary Season dann in ihr Finale: Sieben Bundesstaaten und der District of Columbia werden dann die letzten parteiinternen Vorwahlen durchführen. Und während die Demokraten bisher eine relativ ruhig Zeit verbracht haben, sind auch hier wieder die Rennen bei den Republikanern am meisten umkämpft. Tea Party vs. GOP Establishment heißt dann auch wieder in Delaware und Maryland (wo Palin jeweils den Tea Party Kandidaten unterstützt) sowie Delaware (wo sie und das National Republican Senatorial Committee zur Wahl von Kelly Ayotte aufgerufen, die dann auch in den erlauchten Kreis der Mama Grizzlies aufgenommen wurde). Wir werden sehen, wie Palins Bilanz dann aussieht und ob sich ihre Kadidaten in den umkämpften Rennen durchsetzen konnten.

Palin war nicht überall erfolgreich, sie hat auch nicht immer die Tea Party Kandidaten unterstützt. Unabhängig vom Ausgang der letzten Runde in den Promaries hat es Palin in ihrer Rolle als Königs- und vor allem Königinnenmacherin und als Galionsfigur der Tea Party allerdings geschafft, dass moderate Republikaner oftmals keine Chancen gegen den großen Aktivismus der Tea Party-Gras Roots hatten, dass die Kandidaten des GOP-Mainstreams deutlich nach rechts rückten (so wie John McCain in Arizona), um ihre Wahlchance zu erhöhen, und dass sich die Republikaner in vielen Bundesstaaten aufgrund der Intensität der parteiinternen Wahlkämpfe im Zustand einer Quasi-Spaltung befinden. So auch in Palins Heimatstaat Alaska, wo die gegen den Palin-Kandidaten unterlegene Lisa Murkowski versucht, bei der Senatswahl auch auf den Wahlzettel zu gelangen. Und dann sogar gute Chancen hätte, als Independet (oder als Kandidatin der Libertarians), die Wahl auch zu gewinnen.

Dies könnte die Chance für die Demokraten sein, wichtige Siege in einigen umkämpften Bundesstaaten zu erzielen, um das prognostizierte Blutbad bei den Kongresswahlen wenn nicht abzuwenden dann doch wenigstens abzumildern.

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