2012

Was macht eigentlich Dubya?

The Bush Babies. Photo by guano @flickr. License: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic

Bei all dem Brimborium um das spannende und hart umkämpfte Kandidaten-Qualifying im demokratischen Lager ist einer in den letzten Tagen und Wochen etwas in Vergessenheit geraten: der amtierende Präsident George W. „Dubya“ Bush.

Der Fokus auf seine potenziellen Nachfolger kommt ihm aber gar nicht ungelegen, da er es sich scheinbar in seiner Rolle als „lame duck“ schon ganz gemütlich gemacht hat. Er jettet zwar nach Afrika, wobei er die Krisenherde Kenia und Sudan geschickt auslöst, den er muss sich ja schließlich auf die „success stories“ konzentrieren. Dann muss Condi halt nach Kenia. Waterboarding findet er weiterhin OK, Kritik vom Kongress nicht. Und im April trifft er noch den Papst im Weißen Haus, während die amerikanische Wirtschaft weiter den Bach heruntergeht. Genau wie sein Ansehen bei der Bevölkerung, das laut der aktuellen AP-Umfrage einen neuen Tiefstand erreicht hat.

Bush hat schon seit geraumer Zeit die Kontrolle über seine Partei verloren. Hatte er nach 9/11 noch eine Parteilinie durchgesetzt, die Abweichler nicht duldete, tanzen ihm immer mehr republikanischen Kongressabgeordnete auf der Nase herum und stimmen gegen seine Gesetzesvorlagen.

Angesichts der miesen Sympathiewerte und des kontinuierlichen Ansehensverlustes ist es nicht verwunderlich, dass sich auch die republikanischen Präseindentschaftskandidaten bisher von Bush distanziert haben, um nicht als Bush-Freund vom politischen Gegner (Obama: „McCain is one of Bush’s friends in Congress.“) und moderaten Wählern abgestempelt zu werden. Denn das von allen Kandidaten beschworene und von vielen Wählern herbeigesehnte Wahlkampfmantra „CHANGE“ (hier bekommt der Begriff Wechselwähler eine ganz neue Bedeutung) und der amtierende Präsident passen in etwa so gut zusammen wie diese beiden Spezis. Nicht wenige innerhalb der GOP haben gehofft, dass Bush nicht in den Wahlkampf eingreift. Das hat er bisher auch getan.

In einem Interview mit FOX News hat Bush nunkürzlich sein Schweigen gebrochen und McCain ein indirektes Endorsement gegeben:

“I think that if John’s the nominee, he’s got some convincing to do to convince people that he is a solid conservative,” Mr. Bush told the Fox host, Chris Wallace. “And I’ll be glad to help him if he’s the nominee, because he is a conservative.”

Wohl wissend, dass McCain bisher Schwierigkeiten hat, Wähler aus dem konservativen Spektrum auf seine Seite zu ziehen, und unter dem Dauerbeschuss konservativer Kommentatoren wie Rush Limbaugh und Ann Coulter, sehen seine Berater in einer mehr oder weniger losen Allianz mit dem Bush-Camp die Chance, diesen Zustand zu ändern:

One McCain adviser, Charlie Black, called Mr. Bush “a political asset” in an interview last week. Another, speaking anonymously to discuss strategy, said Mr. Bush needed to “put his arms around John McCain,” by figuratively linking himself with the senator in public comments.

Mit dieser Strategie riskiert McCain einen gefährlichen Spagat. Auch wenn er durch ein Endorsement von Bush, mit dem er seit den schmutzigen Vorwahlen von 2000 eine eher kompliziertes Verhältnis hat, ein paar Wähler mehr auf seine Seite ziehen kann, ist es doch sehr fraglich, ob die tiefen Vorbehalte der konservativen Kräfte innerhalb der Republikaner weichen. George H. W. Bush – Bush I – und Jeb Bush, der Gouvernor von Florida, haben sich bereits offiziell hinter McCain gestellt – aber der Vietnam-Veteran wäre sicher gut beraten, eine gewisse Distanz zum Bush-Clan zu wahren. Denn ein öffentliches Werben von Präsident Bush für McCain könnte Independents und moderate Wechselwähler abschrecken und diese Wählerschichten in die offenen Arme der Demokraten treiben.

Foto: „Babies Agree…“ by guano 

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