Schlechter Start: Bei der Vorwahl in Iowa landete Donald Trump nur auf Platz zwei.

1. Trump kann tatsächlich verlieren   

Loser, Versager, Underperformer: Natürlich kennt Donald Trump diese Wörter. Allerdings hat er sie bislang nur dazu benutzt, um politische Gegner und Rivalen zu diffamieren. Nun ist Trump jedoch selbst zum Loser geworden. Die ersten Präsidentschafts-Vorwahlen verlor er krachend. Im Bundesstaat Iowa zog sein republikanischer Konkurrent Ted Cruz locker davon. Der Sieg des 45-jährigen Senators aus Texas ist ein schwerer Schlag für Trump, der das Bewerberfeld seit Monaten anführt. Er machte schnell klar, wer für sein schlechtes Abschneiden verantwortlich ist: die Medien.

Kurz nach der Wahl verbreitete sich ein Tweet von Trump aus dem Juni 2014 wie ein Lauffeuer im Internet. „Keiner erinnert sich daran, wer als Zweiter ankam“, zitierte der umstrittene Milliardär den legendären US-Golfer Walter Hagen.

2. Nach der Wahl ist vor der Wahl

Der Ausgang der Vorwahl ist für den selbstbewussten Trump schmerzhaft. Doch der 69-Jährige weiß, dass Iowa nur der Auftakt zu einem Wahlmarathon war, der erst im Juni enden wird. In der Politik ist das eine Ewigkeit. Schon am 9. Februar geht es, „You betcha!„, in New Hampshire weiter. Trump hat genügend Zeit für ein Comeback – die Umfragen dürften ihm Mut machen. Dazu kommt: Iowa ist kein Spiegelbild der USA. Der Bundesstaat ist weißer, ländlicher und konservativer als das übrige Land. Zur Erinnerung: 2008 gewann Mike Huckabee in Iowa, 2012 Rick Santorum. Beiden Republikanern gelang es nicht, genügend Stimmen für die Nominierung zu bekommen.

3. Der wahre Sieger ist Rubio

Marco Rubio landete in Iowa zwar nur auf dem dritten Platz, jedoch fuhr er ein starkes Ergebnis ein. Fast hätte der Senator aus Florida seinen Rivalen Trump überholt. „Wir haben den ersten Schritt unternommen, aber einen wichtigen Schritt, um die Nominierung zu gewinnen“, erklärte Rubio bei einer Kundgebung in Des Moines. Sein Ergebnis dürfte bei den Republikanern für Erleichterung sorgen. Der 44-Jährige ist unter dem Spitzentrio der einzige Politiker, der moderat genug auftritt, um bei der eigentlichen Präsidentschaftswahl am 8. November eine Mehrheit der Wähler von sich überzeugen zu können.

Auf seiner Webseite findet sich bereits der Begriff „Marcomentum“, eine Mischung aus Rubios Vornamen und dem Begriff Momentum, also dem Entstehen einer immer größer werdenden Bewegung, also eines politischen Siegeszugs. 2008 gelang dies beispielsweise einem jungen demokratischen Senator aus Illinois. Sein Name: Barack Obama. Rubios Chancen auf Unterstützung durch prominente Wahlkampfhelfer und Großspenden dürften nach der Wahl in Iowa steigen.

4. Sanders „Revolution“ geht weiter

Bei den Demokraten lieferten die sich Favoritin Hillary Clinton und ihr Rivale Bernie Sanders ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Clinton gewann zwar, jedoch blieb unter dem Strich ein hauchdünner Vorsprung von gerade einmal 0,3 Prozentpunkten. Bei den Demokraten ist der Wahlkampf zwischen Clinton und Sanders noch lange nicht vorbei. „Die politische Revolution hat gerade erst begonnen“, hieß es auf der Facebook-Seite des Senators aus Vermont.

5. Clintons knapper Sieg überrascht

Die ehemalige Außenministerin hat einen steinigen Weg vor sich. Schon wieder. Die Vorwahlen im Jahr 2008 entwickelten sich für Clinton zum Albtraum. In ihrer Kampagne präsentierte sie sich bereits als designierte Kandidatin. Nach einem dramatischen Wahlkampf konnte sich Obama die Nominierung sichern. Acht Jahre später hatte Clinton  genügend Zeit, ihre Kampagne vorzubereiten. Gemeinsam mit Ehemann Bill verfügt die 68-Jährige über das wohl einflussreichste Netzwerk in der US-Politik. Geldsorgen muss sich Clinton dank kräftiger Unterstützung aus der Finanzbranche keine machen. Ihr knapper Sieg überrascht daher umso mehr.

6. Die Favoritin hat ein Problem mit Liberalen 

Nach der Wahl trat Clinton erkennbar gefrustet vor die Kameras. Lautstark sprach sie von einem „Wettkampf der Ideen“ und bezeichnete sich als Reformerin und progressive Politikerin. Das zeigt: Clintons Kampagne droht eine Zerreißprobe. Einerseits will sich die Demokratin als pragmatische Alternative zu Sanders präsentieren, die Probleme aufgrund ihrer Erfahrung lösen kann. Doch die Basis ist unzufrieden und fordert frische Ideen. Sanders kann diese Sehnsucht mit seinen radikalen Forderungen befriedigen. Zieht Clinton nun nach und versucht sich als linke Populistin? Zuletzt attackierte sie bereits die Pharma- sowie die Finanzbranche und beklagte die soziale Ungleichheit in den USA.

7. Sanders baut auf die Jungen

Umfragen zeigen, dass vor allem Wähler unter 30 Jahren den 74-jährigen Sanders unterstützen. Clinton dagegen rekrutiert die meisten ihrer Fürsprecher aus dem Lager der 45- bis 64-Jährigen. Der selbsternannte „demokratische Sozialist“ kann damit auf eine Wählergruppe bauen, die besonders engagiert und mit einer gehörigen Portion Idealismus zur Sache geht. Es bleibt abzuwarten, ob sich Sanders‘ Anhänger im Falle einer Niederlage geschlossen hinter Clinton stellen, hinter die Vertreterin des so ungeliebten Washingtoner Politsystems

8. Sanders hat Heimvorteil, Clinton hat Geld

Umfragen zufolge liegt Sanders in New Hampshire, einem Nachbarstaat von Vermont, klar vor der Favoritin. Siegt der Senator dort nach seinem starken Abschneiden in Iowa, wird Clintons Nervosität und die der Demokraten in Washington spürbar wachsen. Doch – und auch das hat Iowa gezeigt – stimmen die Wahlumfragen nicht immer mit der Wirklichkeit überein. Zuletzt sagten Demoskopen Siege von Trump und Clinton voraus. Weitaus spannender ist, wie sich Sanders Kampagne in den kommenden Wochen entwickeln wird. Clinton mag angeschlagen sein, jedoch verfügt ihr Team über die nötigen finanziellen Ressourcen und organisatorischen Strukturen in den einzelnen Bundesstaaten, um bestens vorbereitet in die monatelange Wahlschlacht zu ziehen.

9. Das Bewerberfeld lichtet sich

Bei den Republikanern lichtete sich nach der Vorwahl in Iowa das Bewerberfeld: Mike Huckabee erklärte auf Twitter das Ende seiner Wahlkampfkampagne. Der frühere Gouverneur von Arkansas hatte sich bereits vor acht Jahren erfolglos um das Präsidentenamt bemüht. Wenig später zogen Senator Rand Paul (Kentucky) und Rick Santorum nach. Bei den Demokraten gab auch Martin O’Malley seine Ambitionen auf das Präsidentenamt auf. Seine Partei müsse sich geschlossen hinter einen Kandidaten stellen, sagte O’Malley.

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