Obama white house

Cool, cooler, Obama

Politik und Lässigkeit: Diese Kombination will nicht so recht passen. Einmal an die deutsche Kanzlerin gedacht, und schon ist der Beweis dafür geliefert. Einer, der es hin und wieder schafft, cool zu wirken, ist und bleibt US-Präsident Barack Obama. So trat er im April vergangenen Jahres in der Late-Night-Show von Jimmy Fallon auf, um mit diesem einen durchaus respektablen „Slow Jam“ abzuliefern.

Zuletzt konnte „No Drama Obama“ seine Lässigkeit aber nicht mehr zeigen. Der in letzter Minute verhinderte Staatsbankrott, technische Pannen beim Start der Gesundheitsreform und die NSA-Affäre haben dem Demokraten arg zugesetzt. Obamas Zustimmungswerte sind im Keller. Ein allzu cooles Auftreten könnte die von den Republikanern angetriebene feindliche Stimmung weiter anheizen. In der vergangenen Woche dürfte Obama daher überrascht über den Artikel „The President of the Cool“ in der „New York Times“ gewesen sein.

Darin beschrieb der Dichter Ishmael Reed, wie er Obama bei einem Auftritt im neuen San Francisco Jazz Center erlebte. Vor dem Gebäude hätten Demonstranten gegen die Drohnenpolitik des Weißen Hauses demonstriert, drinnen habe Obama jedoch eine muntere Rede gehalten. Auf die Bühne sei er gar „gehüpft“.

Reed ging in seinem Artikel, über den die „Süddeutsche Zeitung“ ausführlich in ihrer Weihnachtsausgabe berichtete, auch auf den Zusammenhang zwischen Musik und US-Politik ein. Es scheine, schrieb Reed, dass es Obamas Demokraten schon immer leichter gefallen sei, sich mit coolen (Jazz-)Musikern zu umgeben. Sogar Ex-Präsident Jimmy Carter („nicht jedermanns Vorstellung eines Hipsters“) habe es geschafft, den Musiker Dizzy Gillespie einzuladen.

Es war wohl kein Zufall, dass der Pianist Herbie Hancock in San Francisco durch den Abend führte. Hancock war auch im legendären „Yes we can“-Musikvideo aus dem Jahr 2008 zu sehen.

Der Grafiker und Radio-Moderator J.C. Pagán hat Obamas hin und wieder durchscheinender Nonchalance übrigens eine Webseite gewidemt: „Barack Obama’s Jazz„. Dort sind Fotos des Präsidenten zu sehen, die Pagán in fiktive Plattencover umgewandelt hat. Was jetzt also noch fehlt, ist Obamas erste Musik-CD. Wie wäre es mit einer neuen Version von „Sweet Home Chicago“?

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