2012

NRA: Den Schuss nicht gehört

Wir haben gestern geschrieben: „Uns graut schon jetzt vor der Pressekonferenz der NRA„. Wir haben uns geirrt. Die heutige Pressekonferenz war wichtig. Nicht etwa weil die obersten Waffenlobbyisten in den USA einen nennenswerten oder irgendwie ernstzunehmenden Beitrag zur Debatte um ausufernde Waffengewalt und den Zugang zu automatischen Waffen geleistet hätten. Ganz im Gegenteil. Die Ursachenforschung war erbärmlich: Liberale Medien und gewaltverherrlichende Computerspiele seien mitverantwortlich. Die Lösungsvorschläge waren schlichtweg absurd: Jede Schule solle durch Bewaffnete geschützt werden. Da war es nur ein schwacher Trost, dass die meisten Kommentatoren im Netz mit Sarkasmus reagierten und die Folgen abertausender Polizisten für die Donut-Industrie durchrechneten oder die Auswirkung zusätzlicher Händer auf das Masturbationsverhalten skizzierten. Das Kommunikationsverhalten der NRA schliesslich stammte aus dem Trainingshandbuch angehender Kommunikatoren, Kapitel „Was geht auf keinen Fall“. O-Ton des NRA-Sprecher: „This is the beginning of a serious conversation. We are not taking any questions today.“

Nein, das war es nicht. Warum also war es eine wichtige Pressekonferenz?

Die heutige Pressekonferenz der National Rifle Association war ein Offenbarungseid. Der Interessenverband der Waffenbesitzer hat sich vor aller Augen als das gezeigt, was er ist: ein ideologisch erstarrter Klub verängstigter und orientierungsloser Männer, die den finanziellen Vorteil der wuchernden amerikanischen Waffenindustrie und den Erhalt der eigenen Feindbilder über das Gemeinwohl stellen. Niemand kann jetzt noch ernsthaft behaupten, dass die NRA einen Beitrag zur Lösung leisten kann. Endlich kann die Debatte ohne den Ballast der faktisch ungestützten Propaganda der Waffennarren stattfinden. Es kann nicht mehr länger darum gehen, ob sondern nur noch wie ein Verkaufsverbot von automatischen Waffen von statten gehen soll. Viel wichtiger noch: der heutige Tag hat – das kann man nur hoffen – die Tore weit aufgestossen, um die hirnverbrannte Faszination einer ganzen Nation mit Feuerwaffen zur Diskussion zu stellen. Joe Biden, übernehmen Sie!

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