Obama

Der Kampf um Identität

CC-NC-ND-BY Zorah Mari Bauer, Mobile Art & Lifestyle Blog

Es ist vermutlich nicht leicht, als Halbschwester des Amerikanischen Präsidenten Barack Obama als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. Allein der Nachname lässt auf eine Verwandtschaft schließen. Doch Dr. Auma Obama will über ihre eigenen Projekte identifiziert werden. Mit ihrem Projekt Sauti Kuu (Swahili für „starke Stimmen“) möchte sie Kindern und Jugendlichen dazu verhelfen, trotz aller schwierigen Herausforderungen das eigene Leben in die Hand zu nehmen und mitzubestimmen, was daraus wird.

Am vergangenen Montag lud das Berliner Büro von Google zu einer Diskussionsveranstaltung von Frauen für Frauen ein. Die Veranstaltungsreihe widmet sich Frauen, die Ihre Innovations- und Führungskraft in unterschiedlichsten Bereichen eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Den Auftakt machte Dr. Auma Obama.

 Auma Obama berichtet von ihrem eigenen Kampf um Identität als Frau. Sie schildert, wie sie sich als einziges Mädchen unter lauter Brüdern und einem patriarchalen Vater durchsetzen musste. Bereits als junges Mädchen forderte sie Gleichberechtigung und hinterfragte viele Entscheidungen. Als ihre Vorliebe für deutsche Autoren wie Heinrich Böll und Wolfgang Borchert sie schließlich 1980 nach Deutschland führte, hat das neue und zugleich andere kulturelle Umfeld sie vor eine neue Herausforderung gestellt: Den Kampf um Identität als „Afrikanerin“.

Um eine Plattform für die eigene Identität zu finden, ist ein Selbstwertgefühl unabdingbar, so Obama. Vielen Leute fehle es an Wertschätzung für und Glaube an sich selbst. Nur über ein gesundes Selbstwertgefühl schafft man es, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und dessen Verlauf nicht durch andere prägen zu lassen. Hier setzt auch Sauti Kuu an. Die Organisation unterstützt junge Afrikaner in Kenia dabei, aus der „Opferrolle“ auszubrechen, die eigene Persönlichkeit zu entfalten und sich langfristig, durch ökonomische Selbstständigkeit aus dem Kreislauf der Armut zu befreien.

Auma Obama ist es wichtig zwischen dem überholten Konzept der Entwicklungshilfe und dem von ihr verwendeten Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit zu unterscheiden. Der traditionelle Ansatz der Entwicklungshilfe unterstütze die Zielgruppe nicht dabei, die eigene Zukunft selbst anzupacken und an Veränderungsprozessen mitzuwirken. Auch sieht sie Deutschland und die USA in der Pflicht. „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass man nicht weiß, was auf der Welt passiert“, sagt sie. Das Internet ermögliche es jedem, ganz gleich von dem Wohnort, sich über die Lebenssituation und politische Lage in anderen Ländern zu informieren. Zugleich aber müssten auch die afrikanischen Länder die Chancen des Internets nutzen und Informationen breit streuen.

Dr. Auma Obama ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie mit viel Engagement und einer persönlichen Überzeugung etwas Inspirierendes geleistet werden kann. Auma Obama weiß aus ihrer eigenen Biographie und ihrem Kampf um Identität ganz genau, wie man mit dem „Anderssein“ am besten umgeht und daraus auch noch einen Vorteil für die eigene Persönlichkeit schlägt. Auch wenn sie es in ihrem Vortrag nicht direkt angesprochen hat, so befindet sie sich auch aktuell in einem Kampf um Identität – im Kampf um Identität als Auma Obama. Sie möchte nicht als die große Halbschwester von Barack Obama sondern als eigenständige Person mit eigenen Zielen wahrgenommen werden. Die Verlockung war groß, sie zum aktuellen Präsidentschaftswahlkampf ihres Bruders zu befragen, getan hat es dennoch keiner.

 

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