2012

Rush Limbaugh hat nichts mehr zu lachen

Rush Limbaugh bleibt der Hass momentan im Hals stecken. Der feiste Talkradio-Moderator, der sonst in übelsten Schimpftiraden über Obama, Demokraten, Homosexuelle, Femi-Nazis oder jedwede andere Gruppe herzieht, die nicht so ist wie er (also weiß, dick, hetero, stramm rechts), ist ganz kleinlaut geworden. Und das bestimmt zum ersten Mal in seinem Leben.

Was ist passiert? Nun, Limbaugh hatte wie so oft ziemlich gemein über jemanden hergezogen. Diesmal traf es Sandra Fluke, eine Jurastudentin der Georgetown University, die sich in einer Anhörung des House dafür aussprach, dass die Pille und andere Verhütungsmittel für Frauen über die Krankenversicherung abgedeckt werden. Was sagt man zu so einer Forderung? Natürlich sowas:

“What does it say about the college co-ed [Sandra] Fluke, who goes before a congressional committee and essentially says she must be paid to have sex? What does that make her? It makes her a slut, right? It makes her a prostitute. She wants to be paid to have sex. She’s having so much sex she can’t afford the contraception. She wants you and me and the taxpayers to pay her to have sex. What does that make us? We’re the pimps — the johns. No, that’s right — pimp is not the right word.”

Und dann forderte er sie auch noch auf, ihm Sexvideos von ihren in seinen Fantasien stattfindenden Eskapaden zu schicken. Nun ja, s0 sprechen sie, die Anführer der Tea Party, die immer von „Restore America“ faseln und einer Nation, die wieder zu Moral und Religion zurückfinden soll.

Denn Rush Limbaugh ist ja auch nicht irgendwer im rechtskonservativen Spektrum. Nachdem Glenn Beck von Fox News gefeuert wurde und etwas in der Versenkung verschwunden ist, avancierte Limbaugh zum unangefochtenen Sprachrohr der Rechten, der wöchentlich bis zu 20 Millionen Hörer erreicht, zum Idol derer, die tatsächlich fürchten, dass Land werde immer kommunistischer, ein von sich selbst berauschter Supermacho, dessen Einfluss in bestimmten Wählerschichten mit dem des Steuernhassers Grover Norquist zu vergleichen ist.

Und nun muss sich der allmächtige Rush entschuldigen. Bei einer Jurastudentin. Denn diesmal war er zu weit gegangen mit seinen Beleidigungen. Selbst viele Republikaner kritisierten ihn für seine Aussagen pflichtschuldig. Aber mehr als eine halbherzige Entschuldigung kam trotzdem nicht dabei raus:

„My choice of words was not the best, and in the attempt to be humorous, I created a national stir. I sincerely apologize to Ms. Fluke for the insulting word choices.“

Soso, witzig soll das alles gewesen sein. Klar. Doch diesmal kommt Limbaugh nicht so einfach davon. Er hat sich seit dem Zwischenfall zwar bereits mehrfach entschuldigt, aber diesmal kommen die Medien und die Öffentlichkeit nicht zur Ruhe, lassen nicht locker. Mittlerweile haben – vor allem durch kritische Kommentare und Boykottaufrufe in Sozialen Medien aufgeschreckt – 24 Unternehmen angekündigt, nicht mehr wie bisher Werbung im Umfeld seiner Radioshow oder Webseite zu schalten, darunter Größen wie AOL, Sears oder AllState (hier gibt es einer Übersicht).

Aber eigentlich juckt es ihn nicht wirklich. Er war auch vorher schon der mit Abstand unbeliebteste Medienmensch in den USA. Und er zeigt schon wieder mit dem Finger auf anderen, denn Rapper seien ja nun einmal viel schlimmer als er. Den Verlust einiger Werbekunden kann er auch verkraften, so lange Clear Channel, das Radio Network, über welches seine Show verbreitet wird, zu ihm steht. Einige Werbekunden werden sicher auch zurückkehren – und in der Zwischenzeit schaltet halt Newt Gingrich’s Super PAC einfach mehr Werbung.

Überhaupt halten sich alle Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, mit Ausnahme von Ron Paul, auffällig zurück mit Kritik an Limbaugh. Aus einem einfachen Grund: „Republican leaders are afraid of Rush Limbaugh.“ Das sagt nicht etwa ein Demokrat, sondern der konservative Autor George Will. Angst davor, seine Hörer als Wähler zu verlieren. Angst davor, dass Limbaugh sie im Gegenzug attackiert. Dann lieber laut schreien, dass man Iran so schnell wie möglich von der Landkarte radieren würde.

Ändern wird sich Limbaugh eh nicht, seine Hörer ebenso. Die gefühlte Verschwörung der liberalen Mainstreammedien werden ihn dort eventuell sogar noch populärer machen. Die Limbaughisierung der GOP wird die Partei aber mehr und mehr beschädigen und weiter im Würgegriff des rechten Randes der Konservativen halten. Denn moderate Wechselwähler lassen sich so nicht überzeugen.

Mir bleibt vor allem, mich zusammen mit Stephen Colbert köstlich über die scheinbare Obsession von Rush Limbaugh mit weiblicher Sexualität zu amüsieren. Großartig:

Photo Credit: „July09 199“ // Lord Jim // Flickr

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