2012

Der Mann aus Stahl will frei sein

Der amerikanische Comic-Verlag DC hat mit der aktuellen Ausgabe seiner Reihe „Action Comics“ eine politische Kontroverse in den USA ausgelöst. In einer Kurzgeschichte in der Jubiläumsnummer 900, Titel: „The Incident“, gibt Superman seine US-Bürgerschaft auf. „Ich bin es leid, dass meine Taten stets als Instrument der US-Politik ausgelegt werden“, sagt der Mann aus Stahl im Comic. Er reagiert damit auf Vorwürfe, mitverantwortlich für politische Unruhen im Iran gewesen zu sein. „Die Welt ist zu klein, zu vernetzt“, sagt der Superheld zu einem Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten und kündigt an, seine Staatsbürgerschaft vor den Vereinten Nationen niederzulegen. „Wahrheit, Gerechtigkeit und der amerikanische Weg – das ist nicht mehr genug.“ Superman sagt sich damit von seinem Motto los, das ihn seit seinem ersten Auftritt im Jahr 1938 zunächst in den USA, später weltweit bekannt gemacht hat.

Das Comic, seit Mittwoch in den USA erhältlich, führte bereits zu hitzigen Debatten in den Medien. Nicht so sehr bei der „New York Times“, die wie immer sachlich-distanziert berichtet. Vor allem konservative US-Medien verbinden die Entwicklung im jüngsten Superman-Comic mit den aktuellen politischen Problemen des Landes. So kritisiert Jonathan Last im Blog des konservativen Wochenmagazins „Weekly Standard“, dass sich DC grundlos vom bislang erfolgreichen Superman-Image abwendet:

All of these stories work because Superman believes in, and is part of, America. Once he’s a “citizen of the universe” what, exactly, will he believe in? Heck, what does “citizen of the Universe” even mean? Will Superman now adhere to the Tamaran code of honor? Will he follow the Atlantean system of monarchy? Does he believe in liberté, égalité, fraternité, or sharia? Does he believe in British interventionism or Swiss neutrality? You see where I’m going with this: If Superman doesn’t believe in America, then he doesn’t believe in anything.

Und so überrascht es, dass Nutzer ausgerechnet auf der Webseite des konservativen Nachrichtensenders Fox News Argumente für Supermans Schritt finden. Dort sagen die DC-Mitherausgeber Jim Lee und Dan DiDio beispielsweise: „Als Comic-Charakter und Symbol verkörpert Superman das Beste am amerikanischen Lebensweg.“ Auch wenn er sich nun dazu entschieden habe, seinen Kampf auf einer globalen Ebene auszutragen, bleibe er immer seinen Wurzeln in Smallville, Kansas, verpflichtet.

Vielleicht fasst es der Blogger Scott Thill auf „Wired.com“ am besten zusammen: „Superman war schon immer größer als die USA.“ Das Geniale sei einfach, dass er allen gehöre.

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