2012

„Soccer – America’s Path To Socialism“

Obwohl amerikanische Fußballfans die größte Gruppe in Südafrika stellten und in den USA Millionen gegen Ball treten (warum sie Fußball „Soccer“ nennen und einen anderen Sport „Football“, bei dem man das Spielgerät (denn ein Ball ist es ja nicht) fast nie mit dem Fuß berühren darf, ist eine andere Geschichte), gab es vom Suppenkasper-Sender FOX News und ihrem obersten Schreihals Glenn Beck mal wieder einen kleinen Sommerloch-Stopfer. BP eignet sich ja grad nicht so richtig, den Oil Spill kann man Obama nicht so wirklich in die Schuhe schieben, ansonsten herrschte ja grad ein bisschen Ruhe – also machen wir es wie an Weihnachten mit den Klagen über den „War in Christmas“… wir denken uns mal schnell einen kleinen Aufreger aus.

Also knöpfte sich er im am Rande des Nervenzusammenbruchs wandelnde Glenn Beck, der immer für alle Amerikaner spricht, Soccer vor:

„It doesn’t matter how you try to sell it to us. It doesn’t matter how many celebrities you get, it doesn’t matter how many bars open early, it doesn’t matter how many beer commercials they run, we don’t want the World Cup, we don’t like the World Cup, we don’t like soccer, we want nothing to do with it.“

Warum? Ganz klar: Soccer ist ein unamerikanischer Sport, so einfach ist das. Die ganzen Immigranten und illegalen Einwanderer lieben den Sport. Und wer war 1998 Weltmeister? Die Franzosen!!! Dann war auch noch Bill Clinton beim Spiel der USA gegen Ghana im Stadion. Was für ein verabscheuungswürdiger Sport.

Matthew Philbin vom konservativen Unterhaltungsmagazin NewsBusters schmeißt gleich Soccer und Socialism in einen Topf – denn beides wird ja wieder nur von Liberalen innig geliebt:

The liberal media have always been uncomfortable with „American exceptionalism“ – the belief that the United States is unique among nations, a leader and a force for good. And they are no happier with America’s rejection of soccer than with its rejection of socialism.

Rachel Maddow hat das alles mal ganz nett zusammengefasst.

Diese vermeintliche Kontroverse, nennen wir sie mal „War on Soccer“, ist nichts neues, denn auch schon 2002 und 2006 gab es ähnlich lustige Abhandlungen von Konservativen über Soccer, wie vom Weekly Standard:

Soccer is the perfect game for the post-modern world. It’s the quintessential expression of the nihilism that prevails in many cultures, which doubtlessly accounts for its wild popularity in Europe. Soccer is truly Seinfeldesque, a game about nothing, sport as sensation.

Soccer wird dabei immer mit den gleichen Begriffen assoziiert: liberals, un-american, multicultural, immigrants, european aka french, not a real sport, usw usf. Für Beck und seine Mitschreier geht es also auch hier darum, ein Bild vom „wirklichen (weißen) Amerika“ vis à vis einem multikulturellem Amerika zu konstruieren, ein Other, um ihre Schäfchen so hinter sich zu sammeln. Daher sei all die Aufmerksamkeit, die Fußball bzw. die Weltmeisterschaft momentan bekommt, auch Teil eines „browning of America“, wie in der Gordon Liddy-Show (ja, der Gordon Liddy, der auch in den Watergate Skandal involviert war und die tolle Idee mit den Klempnern hatte) festgestellt wurde. Daher passen die Anti-Fußball-Tiraden auch grade ganz toll in das Umfeld der Immigrations-Debatte – und das ist auch so gewünscht.

Aber hassen konservative Amerikaner wirklich Soccer? Nö. Auch wenn Glenn Beck das gerne so hätte und versucht, dieses Bild zu konstruieren. Dieser wunderbare Sport ist ihnen im Zweifel entweder völlig egal. ODer sie mögen ihn einfach (was die Einschaltquoten irgendwie doch nahe legen). Und daher fahren die Soccer Moms aus dem Suburbs ihre Kinder weiter zum Training. Und meine stockkonservativen Ex-Kommilitonen aus Texas fiebern mit dem Team USA mit (ok – jetzt dann beim nächsten America’s Cup).

Und wer kann bei solchen Bildern eigentlich bezweifeln, dass es wirkliche amerikanische Fußballfans gibt.

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